
Unser erster Monat in Nepal
Schon ist unser erster Monat in Nepal vorbei.
Wir haben zahlreiche potenzielle Standorte für die Bibliothek besichtigt und dabei wertvolle Einblicke in das Leben, die Herausforderungen und die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinschaften gewonnen.
Die potenziellen Standorte haben wir unter Anderem nach folgenden Kriterien ausgewählt:
- maximal 4 Autostunden von Pokhara entfernt
- per Strasse zugänglich
- zwischen 3‘000 und 7‘000 Bewohner
- bereits bestehendes Gemeinschafts-Gebäude, welches für die Bibliothek benutzt werden darf
- grosses Interesse & Engagement der Gemeinschaft
- das Kastensystem hält niemanden ab die Bibliothek zu benutzen
Gerne möchten wir dich mit auf den Weg nehmen und dir ein paar dieser besuchten Orte vorstellen:
Bhalam
Wir starten den Tag mit einem leckeren Frühstück und fahren anschliessend zum Hauptquartier von “Rights4children” in Pokhara.
Dort treffen wir Anil, der für die Organisation tätig ist und uns heute zwei potenzielle Standorte für die Bibliothek zeigen möchte. Gemeinsam fahren wir in die Außenbezirke von Pokhara, durch den dichten und lauten Stadtverkehr, vorbei an beeindruckenden und unberührten Landschaften.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir das hübsche Dorf namens “Bhalam”.

Unser erster Halt ist das “Landwirtschafts-Unterstützungsbüro”, wo wir mit einer traditionellen Begrüßungszeremonie empfangen werden. Anwesend sind unter anderem der Schulleiter, der Oberlehrer und der Bürgermeister.
Die Willkommenszeremonie bestand darin, dass uns ein Schal, genannt “Khada”, um die Schultern gelegt wurde. Dieser symbolisiert Reinheit und Mitgefühl. Der Khada wird beispielsweise auch bei Hochzeiten, Geburten, Begrüßungen und Verabschiedungen verwendet.


Zusätzlich erhalten wir einen “Tika”, einen roten Punkt auf die Stirn. Der Farbstoff für diesen Punkt wird normalerweise aus getrocknetem Kurkuma hergestellt. Man sagt, er fokussiere die Energie und steigere die Konzentration.
Nach dem Ritual dürfen wir die Räume besichtigen, die für das Projekt vorgesehen sind. Ein großer Raum, der derzeit für Konferenzen genutzt wird, könnte zur eigentlichen Bibliothek umfunktioniert werden. Daneben befinden sich zwei kleinere Räume, die momentan ungenutzt sind. Die Wand dazwischen könnte entfernt werden, um einen weiteren großen Raum zu schaffen, der als Computerraum dienen könnte.


Direkt daneben befindet sich ein schöner Garten mit vielen verschiedenen Pflanzen. Ein Großteil der Gemeinschaft verdient seinen Lebensunterhalt in der Landwirtschaft. Um das Geschäft des Dorfes im Vertrieb und Verkauf zu unterstützen, haben sie eine Landwirtschafts-Genossenschaft gegründet. Auch die benachbarte Schule ist auf Landwirtschaft spezialisiert und unterrichtet die Kinder bereits von klein auf in diesem Bereich.
Auf unseren Wunsch hin zeigt uns der Oberlehrer die Bibliothek der Schule. Wir hatten den Eindruck, dass die Bibliothek sehr unorganisiert und unstrukturiert ist und über kein Ablagesystem verfügt, was leider in vielen Schulbibliotheken in Nepal der Fall ist.

Khoramukh
Das nepalesische NGO READ Nepal hat von dieser Gemeinschaft bereits mehrere Anfragen für eine Gemeinschafts-Bibliothek erhalten und wurde in deren Grundlagenerhebung bereits überprüft. Nach einer holprigen Fahrt und dem üblichen herzlichen Treffen und Austausch mit den Gemeindevorstehern machten wir uns mit unseren beiden nepalesischen Freunden, welche für uns übersetzen, auf den Weg um Personen aller Altersgruppen, Geschlechts und sozialer Gruppierung zum Projekt zu befragen.


Wir haben festgestellt, dass viele nicht genau wissen, was eine Bibliothek ist und welchen Zweck sie erfüllt. Nachdem wir dies jedoch näher erläutert hatten, zeigten die Leute grosses Interesse, äusserten jedoch den Wunsch nach einer e-Bibliothek mit Computern und wenigen physischen Büchern. Sie erwähnten auch, dass es für Mütter schwierig wäre, die Bibliothek zu besuchen, da sie meist auf ihre kleinen Kinder aufpassen müssen.
Die Befragten und Sapana halten es grundsätzlich für eine ausgezeichnete Idee, in der Bibliothek oder in einem zusätzlichen Raum einen Bereich für Kinder mit vielen Kinderbüchern und Lernspielzeug einzurichten. Die junge Mutter zeigte sich über diesen Vorschlag sehr erfreut, da dies ihr den Besuch der Bibliothek mit ihren Kindern ermöglichen würde.
Das vorgesehene Gebäude ist sehr gross, mit zwei Stöcken. Den einen Stock möchten sie als Konferenzraum brauchen.




Bhurungkole
Beim Besuch in „Bhurungkole“ wurden wir erneut herzlich mit einer Willkommenszeremonie vor dem Haus des Bürgermeisters empfangen und erhielten zusätzlich eine Tasse süssen Tee.
Während des Gesprächs erfuhren wir, dass die Gemeinde gerade dabei ist, die Wasserversorgung vor Ort zu verbessern. Der für das Projekt vorgesehene Raum ist jedoch sehr klein, und wir kamen schnell zu dem Schluss, dass er für unsere Ideen nicht ausreichend groß ist. Die Terrasse mit ihrem wunderschönen Ausblick auf die Felder und Häuser war jedoch ein Highlight.
Wir beendeten den Tag zufrieden und mit vielen neuen Eindrücken der Dörfer und deren Menschen.


Fazit
Wir haben Räumlichkeiten besichtigt, die potenzielle Standorte für die Bibliothek sein könnten. Nun werden wir tiefer in die verschiedenen Gemeinschaften eintauchen, um sicherzustellen, dass die Menschen tatsächlich interessiert und bereit sind, sich langfristig zu engagieren. Ohne ihr volles Engagement ist die Nachhaltigkeit der Bibliothek nicht gewährleistet. Wir werden uns die nötige Zeit nehmen, um die Gemeinschaften kennenzulernen und anschließend den geeignetsten Ort festzulegen.
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