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Schlagwort: 2023

Die heutige Pracht der Bibliothek: Vielfalt und Dynamik im Blick

Wir müssen wirklich sagen, die Bibliothek ist noch viel schöner geworden, als wir es uns vorgestellt hatten. Ehrlich gesagt war es keine einfache Aufgabe für uns strukturierten und organisierten Schweizer:innen, in Nepal voranzukommen. Manchmal hörten wir den Rat „Relax, relax, it will work out. Here things work differently.“ Doch sie hatten recht, und die Mühe hat sich definitiv gelohnt.

Die Bibliothek heute

Im Inneren der Bibliothek befinden sich sage und schreibe über 1’400 Bücher. Etwa 1’000 davon sind auf Englisch und 400 auf Nepalesisch. Besonders die nepalesischen Bücher sind beliebt, daher wird dieser Bestand ständig erweitert und Buchwünsche werden berücksichtigt. Unser Teammitglied Jasmina hat die anspruchsvolle Aufgabe übernommen, alle 1’400 Bücher zu kategorisieren, was sich manchmal als gar nicht so einfach erwies. Bis spät in die Abendstunden haben wir die Bücher dann einzeln gestempelt, mit der entsprechenden Kategorie-Klebeetikette versehen und eingeordnet.

Wir haben beobachtet, dass bestehende nepalesische Bibliotheken oft nicht besucht werden, da niemand wirklich weiss, welche Bücher vorhanden sind und wo sie zu finden sind. Das wollten wir anders machen! Die Kategorien sind sehr vielfältig und reichen von Landwirtschaft, Ratgebern, Kinder- und Jugendbüchern, Romanen, Biografien, Gesundheit, Religion, allgemeinem Wissen bis hin zu Wissenschaften wie Chemie, Mathematik, Englisch, Physik und Natur sowie Gemeinschaftsentwicklung.

Zusätzlich ist die Bibliothek mit einem Farbdrucker, WLAN, zwei Toiletten und 10 Laptops ausgestattet. Um sicherzustellen, dass die Bibliothek reibungslos läuft und regelmässig spannende Veranstaltungen stattfinden, der Buchbestand erweitert wird und alles gut gepflegt wird, haben wir drei Bibliothekar:innen eingestellt. Diese werden in einem separaten Blogpost genauer vorgestellt.

Erstaunliche Verwandlungen: Vorher-Nachher-Bilder, die inspirieren

Fröhliches Treiben im Kinderbereich

Nicht nur wir, sondern auch die Kinder des Dorfes erfreuen sich besonders am Kinderbereich. Viele von ihnen haben sogar fleissig beim Malen geholfen. Gemeinsam mit verschiedenen künstlerisch begabten Freiwilligen haben wir die Wände mit vielen süssen Figuren bemalt; von Marienkäfern über Schmetterlinge, Ameisen, Schnecken, Spinnen bis hin zu Schlangen reichen die kleinen Tierchen an den Wänden. Das Bemalen der Wände war ein mehrtägiger Prozess, der von guter Musik, wenn auch nicht immer von gutem Gesang begleitet wurde. Gleichzeitig haben wir kleine Wand-Bücherregale gesägt, geschliffen und ebenfalls bemalt.

Die Spielzeuge, von Puzzles über Uno bis hin zu Plüschtieren, wurden grösstenteils hier in der Schweiz gespendet und zusammen mit den Büchern nach Nepal transportiert.
Sobald um 16 Uhr die Schule aus ist, strömen die Kinder in die Bibliothek und sichern sich mit viel Aufregung einen Platz im Kinderbereich. Es ist ein wundervoller Anblick; einige lösen eifrig ein Puzzle, andere schreiben ihren Namen auf eine Tafel, während in einer anderen Ecke die Kinderbücher angeschaut werden und es fröhliches Geplauder gibt. Nach ein paar Tagen mussten wir jedoch die Kindergruppen aufteilen, um den Überblick zu behalten, da es ziemlich laut und chaotisch wurde.

Es freut uns riesig, dass die Bibliothek auch nach diesen drei Monaten immer noch die erste Anlaufstelle der Kinder nach der Schule ist, wo manchmal auch eifrig Hausaufgaben erledigt werden, bevor es zum Spielen oder Lesen geht.

Vorher-Nachher: Enthüllung der Kinderbereichs-Neugestaltung

Was wir nicht umsetzen konnten

Ursprünglich war auch ein Computerbereich geplant, der mit den zehn Laptops ausgestattet werden sollte. Da der dafür vorgesehene Bereich während unseres Aufenthalts von einer anderen Organisation für Computerkurse genutzt wurde, konnten wir diesen Plan noch nicht umsetzen. Die Kurse sind mittlerweile beendet, und der Bereich hinter den Bücherregalen wird derzeit als Workshopfläche genutzt. In der Zwischenzeit können die Laptops jedoch genutzt werden, bis wir den Computerraum offiziell eröffnen.

Da die Personen im Alter von 40-50 Jahren im Dorf Khoramukh und Umgebung weder lesen noch schreiben können, wollten wir einen kleinen Audiobereich für ihre Integration schaffen. Da jedoch bei Umfragen unter den entsprechenden Bewohner:innen kein grosses Interesse daran bestand, haben wir es so belassen.

Die nächsten Schritte

Um die Besucherzahlen, die Ausleihe von Büchern und die Lesegewohnheiten weiter zu fördern, arbeitet das Bibliothekskomitee gemeinsam mit den Schulen an der Gründung von Lese-Clubs. Ziel ist es, dass die Schulen die Bibliothek während der Schulzeit mindestens einmal pro Woche besuchen und zum Lesen motiviert werden.

Monatlich finden in der Bibliothek weiterhin spannende, kostenlose Workshops für die Bewohner:innen statt. Bald mehr dazu!

Zwischen Buchstaben und Begeisterung: Unser November 2023 vor und nach der Bibliothekseröffnung

Nach einer langen Reise von Zürich nach Nepal haben wir, Stefania und Jana, es endlich geschafft und sind in Pokhara angekommen. In Pokhara ging die Arbeit bereits nach der Landung los. Wir wurden von einem Taxi direkt zu einem Hostel gefahren, bei dem wir jegliche Materialien abholten. Die Materialien waren alles Einkäufe, die wir für die Bibliothek in Khoramukh benötigten. Voll beladen im kleinen Taxi fuhren wir dann eine weitere Stunde nach Khoramukh. Im Dorf angekommen, konnten wir von der Community nicht herzlicher begrüsst werden. Obwohl es schon ziemlich spät war, war die gesamte Familie von Rajendra (Community Leader) noch wach und ass mit uns zusammen Abendessen. Wir kamen gerade rechtzeitig zum hinduistischen Tihar Festival in Nepal an. Das Fest des Lichts wird mit viel Musik, Tänzen und Zeremonien gefeiert. Somit gab es auch an diesem Abend viel Tanz und Musik.

Hinduistisches Tihar Festival

Nach einer guten Portion Schlaf starteten wir unseren Tag mit der Bruder & Schwester Zeremonie „Bhai Tika“. An diesem besonderen Tag werden die Geschwister geehrt und beschenkt. Nach einem sehr traditionellen und emotionalen Morgen begaben wir uns anschliessend in die Bibliothek.

Die Eröffnung war in gut einer Woche und bis dahin gab es noch einiges zu tun. Fernanda war mitten in der Bewerbungsphase unserer Bibliothekar:innen, einige Buchlabels mussten noch beschriftet werden und das Aufsetzen der Laptops stand noch an, ebenso wie viele kleinere Aufgaben, die noch erledigt werden mussten. Die ersten Tage vergingen wie im Flug. Das Training mit den Bibliothekar:innen beanspruchte sehr viel Zeit und war ziemlich intensiv, von Bücher kategorisieren über Bücher einsortieren bis hin zu den ersten Laptop-Einführungen.

Bibliothekar:innen-Training und Vorbereitung eines Workshops

Auch als es draussen schon lange Dunkel war arbeiteten wir nach dem Abendessen weiter

Die Vorbereitungen für die Eröffnung

Nach 4 Tagen in Khoramukh kam es mir vor, als wären wir nicht wirklich viel weiter. Dennoch sind es die kleinen Schritte, die uns zum Erfolg bringen. Auch am Abend beschäftigten wir uns oft mit Themen aus der Bibliothek. Viele Fragestellungen, Diskussionen sowie Entscheidungen wurden auch oft erst nach dem Abendessen getroffen, was unsere Arbeitstage sehr intensiv gestaltete.

Auch der Tag vor der Eröffnung war sehr anstrengend. Das ganze Team war mit Aufgaben beschäftigt, sodass wir uns erst spät am Abend vor dem Lagerfeuer wieder sahen. Wir waren nervös und ein wenig aufgeregt auf den morgigen Tag, obwohl die Bühne stand, die Bibliothek blitzeblank geputzt war und das Essen bereits bestellt war.

Endlich war es so weit, der grosse Tag der Eröffnung

Der Morgen begann mit der kältesten Dusche meines Lebens und einem sehr leckeren Frühstück mit Sicht auf das wunderschöne Annapurna Gebirge. Um 11 Uhr war eine Willkommenszeremonie angesetzt, da die beiden Gaby’s (Mütter von Fernanda und Stefania) in Khoramukh ankamen. Anschliessend tanzten wir mit den Locals zur traditioneller Musik, welche sie mit Blashörnern und Trommeln machten. Gestärkt von einem köstlichen Dal Bhat (traditionelles Gericht, welches jeden Tag 2x serviert wurde), startete endlich die Eröffnung.

Die Aussicht beim Frühstück
Das leckerste Dal Bhat
Die traditionellen Musikinstrumente
Gemeinsames Tanzen

Viele Schulklassen aus der Umgebung, Privatpersonen, Regierungsangestellte, Lehrer und auch Journalisten sind gekommen, um an diesem bewegenden Event teilzuhaben. Nach einigen spannenden Reden folgte ein Wettbewerb mit Preisverleihung für die Schulklassen. Einige Schüler trugen frei vor, was ihnen die Bibliothek bedeutet und wofür eine Bibliothek steht. Es war ein sehr schöner Moment, um auch zu merken, dass sich die Kinder sehr über das Projekt freuten und den Zugang zu Wissen sowie einen Ort der Ruhe sehr schätzen.

Der Beginn der Eröffnungszeremonie
Eine Selbstbewusste Schülerin trägt ihr Gedicht auswendig vor

Die Eröffnung – Sinnbildlich wurde ein Band von Fernanda und ihrer Mutter durchgeschnitten und die ersten Besucher besichtigten die Bibliothek. Was für ein emotionaler Moment. Fragen wurden gestellt, erste Bücher in die Hände genommen und auch bereits eine oder zwei Seiten gelesen. Fernanda und ich konnten in diesem Moment nicht stolzer auf unser gesamtes Sapana Team sein. Nach kurzer Zeit startete ich (Stefania) mit einzelnen Schulklassen Führungen in der Bibliothek. Ich war wirklich erstaunt, wie eifrig, wissensbegierig und interessiert die Kinder waren. Fernanda gab noch ein Interview für einen lokalen Radiosender, es wurde gegessen, getanzt und gefeiert. Der Tag verging in einem Augenaufschlag und doch war er vollgepackt mit so vielen Emotionen und Gefühlen.

Zwischen Büchern und Spielen – Die Fortsetzung unseres Abenteuers in Nepal

Jedoch war die Arbeit nach der Eröffnung noch lange nicht getan. Wir haben mit den Bibliothekar:innen weitere Schulungen gemacht. Nach der Eröffnung war der Kinderbereich definitiv ‚the place to be‘, also waren wir damit beschäftigt, Spiele zu spielen und zu erklären.

Meine Reise in Nepal endete leider bereits nach 2 Wochen. In diesen zwei Wochen habe ich einiges über die Kultur in Nepal gelernt, viel Leckeres gegessen und auch neue Freunde gewonnen. Wir haben immer noch einen steinigen Weg vor uns, doch einen grossen Meilenstein haben wir bewältigt. Wir werden uns in der nächsten Phase unseres Projekts mit einer nachhaltigen Finanzierungsmöglichkeit beschäftigen.

Die Bibliothek wird nun vor Ort von 3 Bibliothekar:innen geführt und geleitet. Wir sind täglich im engen Austausch mit ihnen, um Schwierigkeiten und Fragen zu bewältigen. Auch Sushil (unser nepalesischer Manager) ist täglich mit im Austausch und unterstützt mit wertvollen kulturellen sowie fachlichen Inputs.

Sapana Library ist ein Herzensprojekt und genau so würde ich meinen Aufenthalt in Nepal beschreiben: herzlich, emotional und voller Liebe. Nepal hat auch mein Herz gepackt. Gemeinsam mit Ihnen und unserer Community vor Ort haben wir etwas Unglaubliches erschaffen und sorgen für bessere Bildung in einer kleinen Bergregion in Nepal.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Spender:innen, welche uns auf unserem bisherigen Weg begleitet haben und an uns glaubten. Unsere Reise ist noch nicht zu Ende und es würde uns freuen, wenn Sie auch die nächste Etappe mit uns antreten. Wir freuen uns auf alles, was kommt und werden bestimmt bald wieder nach Nepal reisen.