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Tag: Bildung

Entwicklungsarbeit: Unsere Fortschritte in der Sapana Library

Wenn Du den Begriff Entwicklungsarbeit hörst, denkst Du vielleicht an grosse Projekte, internationale Organisationen oder langfristige Strategien. Doch Entwicklungsarbeit kann auch ganz klein beginnen: mit Gesprächen, mit Aufräumen, mit Reparaturen, mit Hausbesuchen, mit Zuhören.

Während seiner Zeit in der Sapana Community Library in Khoramukh durfte unser nepalesisches Teammitglied Sushil genau das erleben: Entwicklungsarbeit als lebendigen, menschlichen Prozess. Dieser Beitrag soll Dir aus seiner Sicht zeigen, wie vielfältig, herausfordernd und gleichzeitig erfüllend Entwicklungsarbeit sein kann – besonders in einer ländlichen Region Nepals, wo jede Veränderung direkt sichtbar wird.

Unser Teammitglied Shushil
Unser Teammitglied Sushil

Entwicklungsarbeit in Nepal: Vorbereitung und erster Einstieg

Mein Arbeitsplan stand bereits fest, bevor ich in Khoramukh ankam. Ich wusste, welche Aufgaben auf mich zukommen würden und doch wusste ich nicht, wie sehr mich die Arbeit vor Ort fordern und gleichzeitig wachsen lassen würde.

Bevor ich loslegte, stellte ich mich mental auf meine Aufgaben ein, sortierte offene Themen und bereitete mich darauf vor, flexibel zu bleiben. Denn das ist ein wichtiger Teil von Entwicklungsarbeit: Es kommt selten so, wie man es plant.

Schon kurz nach meiner Ankunft traf ich Santosh, den Coach des Bibliotheksteams. Wir sprachen viel über seine Arbeit, über die Statuten der Bibliothek und darüber, wie wir gemeinsam die Bibliothek wirkungsvoller machen können. Ein wichtiges Thema war die Frage, wie wir junge Menschen stärker ansprechen können, damit sie nicht aus Mangel an Perspektiven in die Stadt ziehen. Genau solche Gespräche zeigen, wie strategisch und gleichzeitig alltäglich Entwicklungsarbeit sein kann.

Entwicklungsarbeit im Dorf: Zuhören als wichtigster Schritt

Einige Tage nach meiner Ankunft begann ich, die umliegenden Dörfer zu besuchen: Rivan, Lumre, Gairigaun und weitere. Ich wollte wissen, wie die Menschen über Bücher denken, was sie über Bildung sagen und wie sie die Bibliothek wahrnehmen.

Dabei wurde mir klar: Entwicklungsarbeit beginnt nicht in einem Büro, sondern im Gespräch zwischen Menschen.

Viele kannten die Bibliothek, aber nicht alle wussten, was sie anbietet. Manche erzählten, wie wertvoll Bildung für ihre Kinder ist. Andere erklärten, dass sie wegen Arbeit, Haushalt oder fehlender Lesegewohnheiten kaum Zeit für Bücher finden. Diese Gespräche öffneten Türen und helfen uns, die Bedürfnisse der Dorfbewohnenden besser zu kennen.

Das war für mich einer der wichtigsten Momente: Zu sehen, wie viel Entwicklungsarbeit durch echtes Zuhören möglich wird.

Entwicklungsarbeit konkret: Was wir angepackt und erreicht haben

1. Ein neues Dach für die Kinderabteilung

Während der Regenzeit drang immer wieder Wasser durch das Dach der Kinderabteilung. Bücher wurden nass, die Farben lösten sich, die Kinder konnten den Raum nicht nutzen.

Darum haben wir:
– das Dach vollständig erneuert
– die Fenster ausgetauscht
– zwei zusätzliche Dächer bei den Eingängen angebracht

Das Resultat ist ein trockener, kindergerechter Raum, der wieder täglich genutzt wird. Entwicklungsarbeit heisst eben manchmal ganz simpel: ein Dach reparieren, damit Lernen überhaupt möglich ist.

Sapana Workshop in Bibliothek Nepal
Der Kinderbereich wieder in der Fülle während eines Workshops.

2. Eine Community Umfrage – um zu verstehen, was die Menschen brauchen

Damit Entwicklungsarbeit nicht an den Menschen vorbei geht, braucht es echte Daten und ehrliches Feedback. Deshalb führten wir eine 2-3 tägige Community Umfrage durch.

Wir sammelten:
– 30–40 vollständig ausgefüllte Fragebögen
– Eindrücke aus persönlichen Gesprächen
– Rückmeldungen zur Bibliothek
– Wünsche der Bewohnenden

Das Ziel: zu verstehen, wie die Bibliothek wirkt und was die Bevölkerung sich wünscht. Aus den Ergebnissen werden wir die nächsten Massnahmen ableiten.

Parallel dazu besuchte ich Lehrpersonen und motivierte sie, die Readers Clubs in den Schulen wieder zu aktivieren. Die Resonanz war positiv – die Schulen zeigten echtes Interesse.

3. Analyse der Social Media Nutzung in Khoramukh

Um die Menschen besser zu erreichen, wollten wir herausfinden, welche Kanäle sie überhaupt nutzen.

Das Ergebnis:
– Facebook ist das wichtigste Medium
– TikTok wird zunehmend beliebt, vor allem bei Jugendlichen
– Lokales Radio bleibt ein relevanter Informationskanal

Damit können wir zukünftig gezielt eine Social Media Kampagne aufbauen – nicht daneben, sondern genau dorthin, wo die Menschen wirklich sind.

4. Die Qualität der Bibliotheksarbeit verbessern

Ein wichtiger Aspekt meiner Entwicklungsarbeit war, zu prüfen, wie das Team arbeitet und wie wir es stärken können.

Im Fokus standen:
– wie die Bibliothekar:innen ihren Alltag organisieren
– wie Santosh seine Rolle als Coach ausfüllt
– wo Motivation und Struktur fehlen
– wo Unterstützung nötig ist

Wir führten ehrliche Gespräche über Sauberkeit, Verantwortlichkeiten und Prioritäten. Diese Auseinandersetzung ist wichtig, denn ohne ein motiviertes, gut begleitetes Team kann keine Bibliothek langfristig wirken.

Dazu kam eine neue Gewohnheit, die wir eingeführt haben: 30 Minuten tägliche Lesezeit für das Team. Denn wer für Lesen begeistern will, muss selbst lesen.

Aufräumen Bibliothek
Die Bibliothekarinnen beim Aufräumen

5. Verbesserung der Sicherheit: kleine Dinge, die wichtig sind

Ein weiteres praktisches Thema war das Anschliessen des Handys an die Sicherheitskamera der
Bibliothek. Das klingt klein, aber Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt der Betriebsführung.
Jetzt kann das Team jederzeit überwachen, ob alles in Ordnung ist, besonders abends oder bei
Stromausfällen.

6. Die Bücherspende Box neu durchdacht

Unsere Book Donation Box brachte anfangs kaum Ergebnisse. Statt das Projekt vorschnell als gescheitert zu betrachten, analysierten wir die Situation und passten unseren Ansatz an: Wir verlegten die Box an einen besser frequentierten Ort, machten sie sichtbarer und entwickelten gemeinsam neue Ideen, um Menschen stärker anzusprechen. Dieser Prozess aus Ausprobieren, Anpassen und Weiterentwickeln ist ebenfalls Entwicklungsarbeit – lernen, flexibel reagieren und konsequent weitermachen.

7. Haustürbesuche: Wissen verbreiten, Vertrauen stärken

Während meiner Zeit in Nepal wurden weiterhin Haustürbesuche durchgeführt. Wir erreichten hunderte Haushalte und sprachen mit Menschen über:
– die Bedeutung von Lesen
– die Angebote der Bibliothek
– die Vorteile für Kinder und Erwachsene

Viele erzählten, dass sie noch nie eine Bibliothek besucht haben. Andere sagten, dass sie sich schämen, weil sie nicht lesen können. Einige waren überrascht zu hören, dass die Bibliothek kostenlos und für alle offen ist.

Diese Besuche sind eine der stärksten Formen der Bildungs- und Entwicklungsarbeit: Sie schaffen Verbindung, Verständnis und Vertrauen.

8. Neues Schild: Mehr Sichtbarkeit, mehr Wirkung

Um den Zugang zur Bibliothek weiter zu erleichtern, wurde ein Leitschild an der Straße aufgestellt, das den Weg klar sichtbar markiert. Solche Wegweiser tragen dazu bei, Aufmerksamkeit zu schaffen, Orientierung zu verbessern und spontane Besuche zu ermöglichen. Durch die erhöhte Sichtbarkeit können mehr Menschen auf die Bibliothek aufmerksam werden – ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt, um Reichweite und Nutzung nachhaltig zu stärken.

Was ich durch Entwicklungsarbeit in Nepal gelernt habe

Gegen Ende meines Aufenthalts sprach ich viel mit dem Team über Sauberkeit, Motivation und langfristige Veränderungen.

Ich habe gelernt, dass:
– Veränderung Zeit braucht
– kleine Schritte grosse Wirkung haben
– Zuhören stärker verbindet als jeder Vortrag
– Herausforderungen Teil des Prozesses sind
– man stolz sein darf, auch wenn nicht alles perfekt läuft

Fazit: Entwicklungsarbeit bedeutet, das Beste zu geben

Nach dieser intensiven Zeit kann ich sagen: Entwicklungsarbeit heisst nicht, perfekte Lösungen zu liefern. Sie heisst, das Beste zu geben – mit offenen Augen, offenem Herzen und der Bereitschaft, jeden Tag dazuzulernen.

Ich gehe aus dieser Zeit dankbar und erfüllt heraus, weil ich weiss: Ich habe mein Bestes gegeben.

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Leseförderung in Nepal: Haustürbesuche der Sapana Library

Leseförderung in Nepal bedeutet weit mehr, als Bücher in Regale zu stellen. Es bedeutet, Menschen dort zu erreichen, wo sie leben, oft nicht umliegend von Schulen oder gar Bibliotheken. Genau das hat sich die Sapana Library in Khorkamukh, in der Nähe von Pokhara, zur Aufgabe gemacht.

Seit der Eröffnung im Jahr 2023 ist die Bibliothek ein Ort des Lernens, der Begegnung und der Weiterentwicklung. Doch nach dem ersten Jahr wurde deutlich: Wenn Bildung alle erreichen soll, muss sie zu den Menschen kommen, nicht umgekehrt.

Haustürbesuche: Leseförderung in nepalesischen Dörfern

Um die Leseförderung in Nepal weiter auszubauen, startete das Team der Sapana Library Ende 2024 ein neues Projekt: Haustürbesuche. Zweimal pro Woche gehen unsere beiden Bibliothekarinnen Pabitra und Jyoti  in die umliegenden Dörfer zu Familien, Schüler:innen, Landwirt:innen und älteren Dorfbewohnenden.

Bibliothekarin der Sapana Library baut spricht mit Dorfbewohner:innen über Leseförderung

Ziel ist es, mit einfachen Gesprächen auf die Bibliothek aufmerksam zu machen, über die Bedeutung von Lesen zu sprechen und Vertrauen aufzubauen. Dabei geht es nicht um Statistiken, sondern um Begegnungen: um das ehrliche Interesse daran, wie Lesen im Alltag helfen kann, sei es beim Lernen, bei der Arbeit oder im Familienleben.

Die Bibliothekarin Jyoti erzählt: “Die Haustürbesuche sind wichtig, weil sie uns helfen, der Gemeinschaft näherzukommen. So können wir Informationen über die Bibliothek teilen und gleichzeitig die Gedanken und Bedürfnisse der Menschen besser verstehen.”

Seit Ende 2024 erreichten die Bibliothekarinnen über zehn Dörfer – darunter Rivan, Thanti, Lumre und Nayapul und darin 480 Haushalte mit insgesamt 904 Personen. Wow! Aber wir trafen sie nicht nur in deren Häusern, sondern wie die Bilder zeigen, auch in Kuhställen, auf dem Feld, im Dorfzentrum, in kleinen Läden, auf Brücken, auf der Strasse – überall haben wir mit den Menschen gesprochen und Vertrauen aufgebaut.

Bibliothekarin erklärt die Bedeutung von Lesen in ländlichen Gemeinden Nepals
Bibliothekarinnen der Sapana Library bauen Vertrauen durch Leseförderung auf

Erste Erfolge: Langsam, aber sichtbar

Der Effekt liess nicht lange auf sich warten: Schritt für Schritt fanden mehr Besucher:innen ihren Weg in die Bibliothek. Zum Beispiel kamen Kinder mit Freund:innen oder Erwachsene brachten ihre Geschwister mit.

Viele Menschen erfuhren überhaupt erst durch diese Besuche, dass die Sapana Library existiert. Besonders in Dörfern, die mehr als in Gehdistanz zur Bibliothek liegen, ist Leseförderung eine Herausforderung, weil Informationen oft nur mündlich weitergegeben werden. Hier zeigte sich: Persönliche Gespräche wirken stärker als jedes Plakat.

Auch das Team profitierte: Die Bibliothekar:innen gewannen Selbstvertrauen und Kommunikationsfähigkeit, lernten, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen und die Bibliothek als Teil der Gemeinschaft zu begreifen.

Die Bibliothekarin Jyoti meint: “Durch die Hausbesuche habe ich gelernt, dass direkte Kommunikation Vertrauen und Verbindung schafft. Sie hat mich selbstbewusster gemacht und mir geholfen, die Menschen besser zu verstehen. Gleichzeitig schaffen die Besuche für beide Seiten schöne Begegnungen: Ich habe eine Mutter getroffen, die noch nie von der Bibliothek gehört hatte. Als ich ihr davon erzählte, war sie sehr glücklich und meinte, sie wolle bald mit ihren Kindern vorbeikommen.”

Bibliothekarin bringt Bildung direkt zu Familien

Ähnlich klingt es bei der Bibliothekarin Pabitra: “Meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten haben sich weiterentwickelt, und es fällt mir jetzt leichter, mit Menschen unterschiedlichen Alters, verschiedener Religionen und Gemeinschaften zu sprechen.”

Herausforderungen bei der Leseförderung in Nepal

Natürlich läuft nicht alles reibungslos. Viele Haushaltsmitglieder sind tagsüber bei der Arbeit und schwer erreichbar. Manche Erwachsene können nicht lesen oder sehen den Nutzen von Büchern nicht unmittelbar. Andere Familien wohnen weit entfernt oder haben ihre Kinder für die höhere Schulbildung in die Stadt geschickt.

Auch im Bibliotheksteam selbst braucht es klare Strukturen und regelmässige Anleitung, um den Alltag effizient zu gestalten. Dennoch überwiegt das Positive: Jede neue Begegnung schafft Bewusstsein und jede Geschichte, die vorgelesen wird, weckt Neugier.

Die Bibliothekarin Pabitra teilt mit uns eine schöne Begegnung: “Ein besonderer Moment für mich war, als ich eine ältere Frau traf, die sich sehr freute, uns zu sehen. Sie lächelte und sagte, sie hätte nie gedacht, dass Bibliotheksmitarbeitende sie zu Hause besuchen würden. Ihre Freude machte mich stolz und dankbar für die Arbeit, die wir tun.”

Dorfbewohnerin höret gespannt zu, während Bibliothekarin Bücher vorstellt

Kooperationen und Workshops für erfolgreiche Leseförderung

Damit Leseförderung in Nepal langfristig gelingt, versucht die Sapana Library auch durch Workshops und gemeinsame Veranstaltungen das Lesen als Teil des Dorflebens zu integrieren. Leseförderungsprogramme in kleinen Gruppen direkt in den Dörfern werden von den Bibliothekarinnen durchgeführt.

Bibliothekarin besucht Familien in einem nepalesischen Dorf

In einer naheliegenden Schule konnten wir bereits einen kleinen Book Corner errichten, wo wir monatlich die Bücher austauschen.

Langfristig möchte das Team die Bibliothek stärker mit anderen Organisationen vernetzen, etwa mit NGOs im Bereich Bildung, Landwirtschaft oder Gesundheit.

Zukunft der Leseförderung in Nepal

In den kommenden Monaten will das Team das Programm weiter ausbauen. Geplant ist, die Haustürbesuche auf noch mehr Dörfer auszuweiten und gleichzeitig mehr Freizeit- und Lernmaterialien in der Bibliothek bereitzustellen, von Kinderbüchern über Agrarliteratur bis hin zu Computertrainings. Die Dorfbewohnenden wünschten zudem, dass die Bücherauswahl noch mehr ihren Bedürfnissen angepasst wird. 

Auch die Bibliothekar:innen sollen weitergebildet werden, um ihre Rolle als Bildungsbotschafter:innen im Dorf noch stärker auszufüllen.Die Vision ist klar: Die Sapana Library soll zu einem zentralen Ort für Bildung, Begegnung und Inspiration werden. Ein Raum, in dem Lesen Zukunft schafft.

Bibliothekarin der Sapana Library baut Vertrauen durch Leseförderung auf

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Wie spricht man in Nepal? 5 Dinge, die Du wissen willst

Durch die Sapana Bibliothek haben auch wir als kleines Team aus der Schweiz in den letzten Jahren viel über Sprache gelernt und wie sie zwar Barrieren stellen, aber diese auch überbrücken kann. Heute teilen wir fünf Fakten über Nepali, die Amtssprache Nepals und werfen einen Blick auf die sprachliche Vielfalt, in der unser Bibliotheksprojekt eingebettet ist.

1. Nepali wird in der Devanagari-Schrift geschrieben

Damit verwendet Nepali dieselbe Schrift wie Hindi und Sanskrit. Wer schon einmal die geschwungenen Buchstaben wie नमस्ते (namaste) gesehen hat, kennt Devanagari. Es handelt sich um eine phonetische Schrift. Die Zeichen entsprechen ziemlich genau der Aussprache, was das Lesenlernen erleichtert.

Wandbemalung im Kinderbereich der Sapana-Bibliothek 

2. Nepali ist die Muttersprache von etwa der Hälfte der Bevölkerung

Zwar ist Nepali die offizielle Landessprache, doch es ist nur eine von vielen gelebten Sprachen. In Nepal werden über 120 verschiedene Sprachen gesprochen, ein Spiegelbild der ethnischen und kulturellen Vielfalt des Landes. Etwa 45 % der Bevölkerung sprechen Nepali als Erstsprache, aber es dient auch als gemeinsame Sprache in Schulen, im öffentlichen Leben und in den Medien. Wer also lesen und schreiben kann, hat deutlich bessere Chancen auf Bildung, Teilhabe in der Gesellschaft und berufliche Möglichkeiten.

3. Nepali hat Wurzeln im Sanskrit, aber auch Einflüsse von überall

Gebetsmühlen mit dem Mantra „Om mani padme hum“ in Devanagari-Schrift. Das Sanskrit-Mantra ist in den Himalayas und in Nepal weit verbreitet. Das Drehen der Mühlen gilt als stilles Gebet für Mitgefühl und Frieden. Foto: Anil Kumar Shrestha (unsplash)

Nepali ist aus dem Sanskrit hervorgegangen, der Sprache alter religiöser Texte und klassischer Literatur. Doch Nepali hat sich laufend weiterentwickelt und bleibt als Sprache sehr lebendig. Neue Einflüsse sieht man zum Beispiel in Lehnwörtern wie:

  • कम्प्युटर (kampyutar) – stammt aus dem Englischen: „computer“
  • साथी (sāthi) – kommt aus dem Tibetischen: „Freund/in“
  • बिस्तारा (bistāra) – entlehnt aus dem Persischen: „langsam“

Sprache bleibt nicht stehen, wenn sie lebt. Wie vieles im Leben verändert sie sich auf natürliche Weise und wächst gemeinsam mit den Menschen, die sie sprechen.

4. Viele Kinder wachsen mehrsprachig auf, besonders in der Region um Pokhara

Wie auch in der Schweiz, sprechen die Kinder in Nepal zu Hause eine ethnische oder lokale Sprache, und begegnen dem Nepali erst mit dem Schuleintritt. Das gilt auch für die Region rund um Pokhara, die nächstgelegene Stadt zu unserem Bibliotheksdorf Khoramukh in der Provinz Gandaki. Dort sind vor allem folgende lokale Sprachen verbreitet:

  • Gurung (Tamu Kyi) – gesprochen von der gleichnamigen ethnischen Gruppe und eine der grössten der Region
  • Magar – ebenfalls eine indigene Sprache mit vielen Sprechenden im Hügelland
  • Tamang – vereinzelt vertreten, vor allem durch Migration aus dem Osten Nepals
  • Thakali, Bhujel und Newar (Nepal Bhasa) – gesprochen von kleineren Gemeinschaften

Diese Mehrsprachigkeit gibt einen Eindruck von der kulturellen Vielfalt vor Ort, bringt aber auch Herausforderungen im Spracherwerb mit sich. Die Sapana-Bibliothek soll Kindern und Jugendlichen den Zugang zur gemeinsamen Sprache und der allgemeinen Gesellschaft näher bringen und erleichtern.

5. Nepali als Sprache der Poesie 

Ob Volkslieder, Popsongs, klassische Gedichte oder politische Reden – Nepali ist eine Sprache voller Emotionen, Ideen und Identität. Die Literatur Nepals ist reich an Stimmen, hier zwei bekannte Namen:

  • Laxmi Prasad Devkota (1909–1959) – gilt landesweit als Mahakavi (महाकवि „grosser Dichter“) und verfasste das berühmte Epos Muna Madan
  • Parijat (1937–1993) – eine der bedeutendsten nepalesischen Autorinnen, deren Roman Shirishko Phool (Die blaue Mimose) Literaturgeschichte schrieb  

Lesen verändert nicht alles, aber oft mehr, als man denkt. Ein Ziel der Sapana Bibliothek ist es, den Zugang zur gemeinsamen Sprache wie auch zur eigenen Stimme näher zu bringen. Danke, dass Du diesen Weg mit uns gehst.

Willst Du wissen, was dieses Zitat von Laxmi Prasad Devkota bedeutet? Die Auflösung gibt es hier im Post von @sapanalibrary auf Instagram 

Quellen & weiterführende Informationen

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Die heutige Pracht der Bibliothek: Vielfalt und Dynamik im Blick

Wir müssen wirklich sagen, die Bibliothek ist noch viel schöner geworden, als wir es uns vorgestellt hatten. Ehrlich gesagt war es keine einfache Aufgabe für uns strukturierten und organisierten Schweizer:innen, in Nepal voranzukommen. Manchmal hörten wir den Rat “Relax, relax, it will work out. Here things work differently.” Doch sie hatten recht, und die Mühe hat sich definitiv gelohnt.

Die Bibliothek heute

Im Inneren der Bibliothek befinden sich sage und schreibe über 1’400 Bücher. Etwa 1’000 davon sind auf Englisch und 400 auf Nepalesisch. Besonders die nepalesischen Bücher sind beliebt, daher wird dieser Bestand ständig erweitert und Buchwünsche werden berücksichtigt. Unser Teammitglied Jasmina hat die anspruchsvolle Aufgabe übernommen, alle 1’400 Bücher zu kategorisieren, was sich manchmal als gar nicht so einfach erwies. Bis spät in die Abendstunden haben wir die Bücher dann einzeln gestempelt, mit der entsprechenden Kategorie-Klebeetikette versehen und eingeordnet.

Wir haben beobachtet, dass bestehende nepalesische Bibliotheken oft nicht besucht werden, da niemand wirklich weiss, welche Bücher vorhanden sind und wo sie zu finden sind. Das wollten wir anders machen! Die Kategorien sind sehr vielfältig und reichen von Landwirtschaft, Ratgebern, Kinder- und Jugendbüchern, Romanen, Biografien, Gesundheit, Religion, allgemeinem Wissen bis hin zu Wissenschaften wie Chemie, Mathematik, Englisch, Physik und Natur sowie Gemeinschaftsentwicklung.

Zusätzlich ist die Bibliothek mit einem Farbdrucker, WLAN, zwei Toiletten und 10 Laptops ausgestattet. Um sicherzustellen, dass die Bibliothek reibungslos läuft und regelmässig spannende Veranstaltungen stattfinden, der Buchbestand erweitert wird und alles gut gepflegt wird, haben wir drei Bibliothekar:innen eingestellt. Diese werden in einem separaten Blogpost genauer vorgestellt.

Erstaunliche Verwandlungen: Vorher-Nachher-Bilder, die inspirieren

Fröhliches Treiben im Kinderbereich

Nicht nur wir, sondern auch die Kinder des Dorfes erfreuen sich besonders am Kinderbereich. Viele von ihnen haben sogar fleissig beim Malen geholfen. Gemeinsam mit verschiedenen künstlerisch begabten Freiwilligen haben wir die Wände mit vielen süssen Figuren bemalt; von Marienkäfern über Schmetterlinge, Ameisen, Schnecken, Spinnen bis hin zu Schlangen reichen die kleinen Tierchen an den Wänden. Das Bemalen der Wände war ein mehrtägiger Prozess, der von guter Musik, wenn auch nicht immer von gutem Gesang begleitet wurde. Gleichzeitig haben wir kleine Wand-Bücherregale gesägt, geschliffen und ebenfalls bemalt.

Die Spielzeuge, von Puzzles über Uno bis hin zu Plüschtieren, wurden grösstenteils hier in der Schweiz gespendet und zusammen mit den Büchern nach Nepal transportiert.
Sobald um 16 Uhr die Schule aus ist, strömen die Kinder in die Bibliothek und sichern sich mit viel Aufregung einen Platz im Kinderbereich. Es ist ein wundervoller Anblick; einige lösen eifrig ein Puzzle, andere schreiben ihren Namen auf eine Tafel, während in einer anderen Ecke die Kinderbücher angeschaut werden und es fröhliches Geplauder gibt. Nach ein paar Tagen mussten wir jedoch die Kindergruppen aufteilen, um den Überblick zu behalten, da es ziemlich laut und chaotisch wurde.

Es freut uns riesig, dass die Bibliothek auch nach diesen drei Monaten immer noch die erste Anlaufstelle der Kinder nach der Schule ist, wo manchmal auch eifrig Hausaufgaben erledigt werden, bevor es zum Spielen oder Lesen geht.

Vorher-Nachher: Enthüllung der Kinderbereichs-Neugestaltung

Was wir nicht umsetzen konnten

Ursprünglich war auch ein Computerbereich geplant, der mit den zehn Laptops ausgestattet werden sollte. Da der dafür vorgesehene Bereich während unseres Aufenthalts von einer anderen Organisation für Computerkurse genutzt wurde, konnten wir diesen Plan noch nicht umsetzen. Die Kurse sind mittlerweile beendet, und der Bereich hinter den Bücherregalen wird derzeit als Workshopfläche genutzt. In der Zwischenzeit können die Laptops jedoch genutzt werden, bis wir den Computerraum offiziell eröffnen.

Da die Personen im Alter von 40-50 Jahren im Dorf Khoramukh und Umgebung weder lesen noch schreiben können, wollten wir einen kleinen Audiobereich für ihre Integration schaffen. Da jedoch bei Umfragen unter den entsprechenden Bewohner:innen kein grosses Interesse daran bestand, haben wir es so belassen.

Die nächsten Schritte

Um die Besucherzahlen, die Ausleihe von Büchern und die Lesegewohnheiten weiter zu fördern, arbeitet das Bibliothekskomitee gemeinsam mit den Schulen an der Gründung von Lese-Clubs. Ziel ist es, dass die Schulen die Bibliothek während der Schulzeit mindestens einmal pro Woche besuchen und zum Lesen motiviert werden.

Monatlich finden in der Bibliothek weiterhin spannende, kostenlose Workshops für die Bewohner:innen statt. Bald mehr dazu!

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Zwischen Buchstaben und Begeisterung: Unser November 2023 vor und nach der Bibliothekseröffnung

Nach einer langen Reise von Zürich nach Nepal haben wir, Stefania und Jana, es endlich geschafft und sind in Pokhara angekommen. In Pokhara ging die Arbeit bereits nach der Landung los. Wir wurden von einem Taxi direkt zu einem Hostel gefahren, bei dem wir jegliche Materialien abholten. Die Materialien waren alles Einkäufe, die wir für die Bibliothek in Khoramukh benötigten. Voll beladen im kleinen Taxi fuhren wir dann eine weitere Stunde nach Khoramukh. Im Dorf angekommen, konnten wir von der Community nicht herzlicher begrüsst werden. Obwohl es schon ziemlich spät war, war die gesamte Familie von Rajendra (Community Leader) noch wach und ass mit uns zusammen Abendessen. Wir kamen gerade rechtzeitig zum hinduistischen Tihar Festival in Nepal an. Das Fest des Lichts wird mit viel Musik, Tänzen und Zeremonien gefeiert. Somit gab es auch an diesem Abend viel Tanz und Musik.

Hinduistisches Tihar Festival

Nach einer guten Portion Schlaf starteten wir unseren Tag mit der Bruder & Schwester Zeremonie “Bhai Tika”. An diesem besonderen Tag werden die Geschwister geehrt und beschenkt. Nach einem sehr traditionellen und emotionalen Morgen begaben wir uns anschliessend in die Bibliothek.

Die Eröffnung war in gut einer Woche und bis dahin gab es noch einiges zu tun. Fernanda war mitten in der Bewerbungsphase unserer Bibliothekar:innen, einige Buchlabels mussten noch beschriftet werden und das Aufsetzen der Laptops stand noch an, ebenso wie viele kleinere Aufgaben, die noch erledigt werden mussten. Die ersten Tage vergingen wie im Flug. Das Training mit den Bibliothekar:innen beanspruchte sehr viel Zeit und war ziemlich intensiv, von Bücher kategorisieren über Bücher einsortieren bis hin zu den ersten Laptop-Einführungen.

Bibliothekar:innen-Training und Vorbereitung eines Workshops

Auch als es draussen schon lange Dunkel war arbeiteten wir nach dem Abendessen weiter

Die Vorbereitungen für die Eröffnung

Nach 4 Tagen in Khoramukh kam es mir vor, als wären wir nicht wirklich viel weiter. Dennoch sind es die kleinen Schritte, die uns zum Erfolg bringen. Auch am Abend beschäftigten wir uns oft mit Themen aus der Bibliothek. Viele Fragestellungen, Diskussionen sowie Entscheidungen wurden auch oft erst nach dem Abendessen getroffen, was unsere Arbeitstage sehr intensiv gestaltete.

Auch der Tag vor der Eröffnung war sehr anstrengend. Das ganze Team war mit Aufgaben beschäftigt, sodass wir uns erst spät am Abend vor dem Lagerfeuer wieder sahen. Wir waren nervös und ein wenig aufgeregt auf den morgigen Tag, obwohl die Bühne stand, die Bibliothek blitzeblank geputzt war und das Essen bereits bestellt war.

Endlich war es so weit, der grosse Tag der Eröffnung

Der Morgen begann mit der kältesten Dusche meines Lebens und einem sehr leckeren Frühstück mit Sicht auf das wunderschöne Annapurna Gebirge. Um 11 Uhr war eine Willkommenszeremonie angesetzt, da die beiden Gaby’s (Mütter von Fernanda und Stefania) in Khoramukh ankamen. Anschliessend tanzten wir mit den Locals zur traditioneller Musik, welche sie mit Blashörnern und Trommeln machten. Gestärkt von einem köstlichen Dal Bhat (traditionelles Gericht, welches jeden Tag 2x serviert wurde), startete endlich die Eröffnung.

Die Aussicht beim Frühstück
Das leckerste Dal Bhat
Die traditionellen Musikinstrumente
Gemeinsames Tanzen

Viele Schulklassen aus der Umgebung, Privatpersonen, Regierungsangestellte, Lehrer und auch Journalisten sind gekommen, um an diesem bewegenden Event teilzuhaben. Nach einigen spannenden Reden folgte ein Wettbewerb mit Preisverleihung für die Schulklassen. Einige Schüler trugen frei vor, was ihnen die Bibliothek bedeutet und wofür eine Bibliothek steht. Es war ein sehr schöner Moment, um auch zu merken, dass sich die Kinder sehr über das Projekt freuten und den Zugang zu Wissen sowie einen Ort der Ruhe sehr schätzen.

Der Beginn der Eröffnungszeremonie
Eine Selbstbewusste Schülerin trägt ihr Gedicht auswendig vor

Die Eröffnung – Sinnbildlich wurde ein Band von Fernanda und ihrer Mutter durchgeschnitten und die ersten Besucher besichtigten die Bibliothek. Was für ein emotionaler Moment. Fragen wurden gestellt, erste Bücher in die Hände genommen und auch bereits eine oder zwei Seiten gelesen. Fernanda und ich konnten in diesem Moment nicht stolzer auf unser gesamtes Sapana Team sein. Nach kurzer Zeit startete ich (Stefania) mit einzelnen Schulklassen Führungen in der Bibliothek. Ich war wirklich erstaunt, wie eifrig, wissensbegierig und interessiert die Kinder waren. Fernanda gab noch ein Interview für einen lokalen Radiosender, es wurde gegessen, getanzt und gefeiert. Der Tag verging in einem Augenaufschlag und doch war er vollgepackt mit so vielen Emotionen und Gefühlen.

Zwischen Büchern und Spielen – Die Fortsetzung unseres Abenteuers in Nepal

Jedoch war die Arbeit nach der Eröffnung noch lange nicht getan. Wir haben mit den Bibliothekar:innen weitere Schulungen gemacht. Nach der Eröffnung war der Kinderbereich definitiv ‘the place to be’, also waren wir damit beschäftigt, Spiele zu spielen und zu erklären.

Meine Reise in Nepal endete leider bereits nach 2 Wochen. In diesen zwei Wochen habe ich einiges über die Kultur in Nepal gelernt, viel Leckeres gegessen und auch neue Freunde gewonnen. Wir haben immer noch einen steinigen Weg vor uns, doch einen grossen Meilenstein haben wir bewältigt. Wir werden uns in der nächsten Phase unseres Projekts mit einer nachhaltigen Finanzierungsmöglichkeit beschäftigen.

Die Bibliothek wird nun vor Ort von 3 Bibliothekar:innen geführt und geleitet. Wir sind täglich im engen Austausch mit ihnen, um Schwierigkeiten und Fragen zu bewältigen. Auch Sushil (unser nepalesischer Manager) ist täglich mit im Austausch und unterstützt mit wertvollen kulturellen sowie fachlichen Inputs.

Sapana Library ist ein Herzensprojekt und genau so würde ich meinen Aufenthalt in Nepal beschreiben: herzlich, emotional und voller Liebe. Nepal hat auch mein Herz gepackt. Gemeinsam mit Ihnen und unserer Community vor Ort haben wir etwas Unglaubliches erschaffen und sorgen für bessere Bildung in einer kleinen Bergregion in Nepal.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Spender:innen, welche uns auf unserem bisherigen Weg begleitet haben und an uns glaubten. Unsere Reise ist noch nicht zu Ende und es würde uns freuen, wenn Sie auch die nächste Etappe mit uns antreten. Wir freuen uns auf alles, was kommt und werden bestimmt bald wieder nach Nepal reisen.

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