Leseförderung in Nepal: Haustürbesuche der Sapana Library
Leseförderung in Nepal bedeutet weit mehr, als Bücher in Regale zu stellen. Es bedeutet, Menschen dort zu erreichen, wo sie leben, oft nicht umliegend von Schulen oder gar Bibliotheken. Genau das hat sich die Sapana Library in Khorkamukh, in der Nähe von Pokhara, zur Aufgabe gemacht.
Seit der Eröffnung im Jahr 2023 ist die Bibliothek ein Ort des Lernens, der Begegnung und der Weiterentwicklung. Doch nach dem ersten Jahr wurde deutlich: Wenn Bildung alle erreichen soll, muss sie zu den Menschen kommen, nicht umgekehrt.
Haustürbesuche: Leseförderung in nepalesischen Dörfern
Um die Leseförderung in Nepal weiter auszubauen, startete das Team der Sapana Library Ende 2024 ein neues Projekt: Haustürbesuche. Zweimal pro Woche gehen unsere beiden Bibliothekarinnen Pabitra und Jyoti in die umliegenden Dörfer zu Familien, Schüler:innen, Landwirt:innen und älteren Dorfbewohnenden.

Ziel ist es, mit einfachen Gesprächen auf die Bibliothek aufmerksam zu machen, über die Bedeutung von Lesen zu sprechen und Vertrauen aufzubauen. Dabei geht es nicht um Statistiken, sondern um Begegnungen: um das ehrliche Interesse daran, wie Lesen im Alltag helfen kann, sei es beim Lernen, bei der Arbeit oder im Familienleben.
Die Bibliothekarin Jyoti erzählt: “Die Haustürbesuche sind wichtig, weil sie uns helfen, der Gemeinschaft näherzukommen. So können wir Informationen über die Bibliothek teilen und gleichzeitig die Gedanken und Bedürfnisse der Menschen besser verstehen.”
Seit Ende 2024 erreichten die Bibliothekarinnen über zehn Dörfer – darunter Rivan, Thanti, Lumre und Nayapul und darin 480 Haushalte mit insgesamt 904 Personen. Wow! Aber wir trafen sie nicht nur in deren Häusern, sondern wie die Bilder zeigen, auch in Kuhställen, auf dem Feld, im Dorfzentrum, in kleinen Läden, auf Brücken, auf der Strasse – überall haben wir mit den Menschen gesprochen und Vertrauen aufgebaut.


Erste Erfolge: Langsam, aber sichtbar
Der Effekt liess nicht lange auf sich warten: Schritt für Schritt fanden mehr Besucher:innen ihren Weg in die Bibliothek. Zum Beispiel kamen Kinder mit Freund:innen oder Erwachsene brachten ihre Geschwister mit.
Viele Menschen erfuhren überhaupt erst durch diese Besuche, dass die Sapana Library existiert. Besonders in Dörfern, die mehr als in Gehdistanz zur Bibliothek liegen, ist Leseförderung eine Herausforderung, weil Informationen oft nur mündlich weitergegeben werden. Hier zeigte sich: Persönliche Gespräche wirken stärker als jedes Plakat.
Auch das Team profitierte: Die Bibliothekar:innen gewannen Selbstvertrauen und Kommunikationsfähigkeit, lernten, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen und die Bibliothek als Teil der Gemeinschaft zu begreifen.
Die Bibliothekarin Jyoti meint: “Durch die Hausbesuche habe ich gelernt, dass direkte Kommunikation Vertrauen und Verbindung schafft. Sie hat mich selbstbewusster gemacht und mir geholfen, die Menschen besser zu verstehen. Gleichzeitig schaffen die Besuche für beide Seiten schöne Begegnungen: Ich habe eine Mutter getroffen, die noch nie von der Bibliothek gehört hatte. Als ich ihr davon erzählte, war sie sehr glücklich und meinte, sie wolle bald mit ihren Kindern vorbeikommen.”

Ähnlich klingt es bei der Bibliothekarin Pabitra: “Meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten haben sich weiterentwickelt, und es fällt mir jetzt leichter, mit Menschen unterschiedlichen Alters, verschiedener Religionen und Gemeinschaften zu sprechen.”
Herausforderungen bei der Leseförderung in Nepal
Natürlich läuft nicht alles reibungslos. Viele Haushaltsmitglieder sind tagsüber bei der Arbeit und schwer erreichbar. Manche Erwachsene können nicht lesen oder sehen den Nutzen von Büchern nicht unmittelbar. Andere Familien wohnen weit entfernt oder haben ihre Kinder für die höhere Schulbildung in die Stadt geschickt.
Auch im Bibliotheksteam selbst braucht es klare Strukturen und regelmässige Anleitung, um den Alltag effizient zu gestalten. Dennoch überwiegt das Positive: Jede neue Begegnung schafft Bewusstsein und jede Geschichte, die vorgelesen wird, weckt Neugier.
Die Bibliothekarin Pabitra teilt mit uns eine schöne Begegnung: “Ein besonderer Moment für mich war, als ich eine ältere Frau traf, die sich sehr freute, uns zu sehen. Sie lächelte und sagte, sie hätte nie gedacht, dass Bibliotheksmitarbeitende sie zu Hause besuchen würden. Ihre Freude machte mich stolz und dankbar für die Arbeit, die wir tun.”

Kooperationen und Workshops für erfolgreiche Leseförderung
Damit Leseförderung in Nepal langfristig gelingt, versucht die Sapana Library auch durch Workshops und gemeinsame Veranstaltungen das Lesen als Teil des Dorflebens zu integrieren. Leseförderungsprogramme in kleinen Gruppen direkt in den Dörfern werden von den Bibliothekarinnen durchgeführt.

In einer naheliegenden Schule konnten wir bereits einen kleinen Book Corner errichten, wo wir monatlich die Bücher austauschen.
Langfristig möchte das Team die Bibliothek stärker mit anderen Organisationen vernetzen, etwa mit NGOs im Bereich Bildung, Landwirtschaft oder Gesundheit.
Zukunft der Leseförderung in Nepal
In den kommenden Monaten will das Team das Programm weiter ausbauen. Geplant ist, die Haustürbesuche auf noch mehr Dörfer auszuweiten und gleichzeitig mehr Freizeit- und Lernmaterialien in der Bibliothek bereitzustellen, von Kinderbüchern über Agrarliteratur bis hin zu Computertrainings. Die Dorfbewohnenden wünschten zudem, dass die Bücherauswahl noch mehr ihren Bedürfnissen angepasst wird.
Auch die Bibliothekar:innen sollen weitergebildet werden, um ihre Rolle als Bildungsbotschafter:innen im Dorf noch stärker auszufüllen.Die Vision ist klar: Die Sapana Library soll zu einem zentralen Ort für Bildung, Begegnung und Inspiration werden. Ein Raum, in dem Lesen Zukunft schafft.

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